Die Idee wurde 2005 (U-Bahn Anschlägen) in Großbritannien geboren und wurde dort verbreitet. Inzwischen ist daraus ein gebührenpflichtiger Service entstanden. In Deutschland und Österreich wird die gleiche Idee verbreitet, jedoch mit der Empfehlung die entsprechenden Kontakte unter „IN, Im Notfall“ im Mobiltelefon zu speichern. Diese Initiative wird von den offiziellen Notfallorganisationen aus gutem Grund nicht unterstützt.
Unüberlegte Schnellschüsse gehen in der Regel nach hinten los, denn allzu oft (> 30%) werden in der Praxis bei einem Notfallereignis zuerst die Angehörigen angerufen, und erst zu einem späteren Zeitpunkt die Notfallnummern der Rettungsorganisationen!
Da die heikle Angelegenheit der Information von Angehörigen über ein Ereignis vorallem durch die Polizei sichergestellt wird, sind die Kettenbriefe oder wie das obige E-Mail wohl kaum der richtige Weg dafür zu werben!
Die Rettungskräfte vor Ort haben andere Aufgaben als mit Angehörigen am Telefon zu plaudern. Und ich empfinde es eine Frechheit, diese Idee als Bedürfnis, ja sogar als grosse Hilfe für die Arbeit am Ereignisort den Rettungskräften unterzuschieben! Es ist mir nicht bekannt, dass ein Feuer gelöscht, eine blutende Wunde gestoppt oder ein Herz wieder zum Schlagen gebracht werden kann, mit einem Anruf bei Angehörigen von Betroffenen. Im Gegenteil, so ein Telefonat hält die Rettungskräfte vor Ort von ihrer Arbeit ab!
Auf der Homepage von
IN - ImNotfall wird sogar behauptet dass mein Leben dadurch gerettet werden kann! Wer sowas behauptet kennt die Tätigkeiten und Kompetenz der Rettungsorganisationen nicht. Das qualifizierte Rettungspersonal arbeitet lebensrettend, auch wenn der schlimmste Fall eintritt und absolut keine Informationen über den Sachverhalt des Notfallereignisses oder Vorerkrankungen und Allergieen des Patienten vorliegen! In den angewandten Algorithmen (standartisierte Arbeitsabläufe der Rettungskräfte) wurden alle Wenns und Abers eines Notfalleinsatztes berücksichtig! Ob jemand ein IN oder ICE in seinem Mobiltelefon gespeichert hat oder nicht, ist daher für die Qualität der präklinischen Versorgung nicht von Bedeutung.
Wenn jemand die Rettungskräfte bei ihrem Einsatz unterstützen will, dann bitte mit dem althergebrachten Notfallzettel aus Papier mit folgenden Angaben:
Notfallzettel ICE
von NAME VORNAME GEBURTSDATUM XX.XX.XXXX
und ANSCHRIFT
VORERKRANKUNGEN:
MEDIKAMENTE die regelmässig eingenommen werden
ALLERGIEN oder UNVERTRÄGLICHKEITEN
Im Notfall sind folgende Personen zu benachrichtigen:
NAME VORNAME GEBURTSDATUM VERWANTSCHAFTSGRAD (Ehefrau, LebenspartnerIn, Kinder, Eltern, Erziehungsberechtigte, Freunde, Arbeitgeber)
ANSCHRIFT dieser Person
TELEFONNUMMERN (Festnetz zu Hause, Handy, Arbeitsplatz, Feriendomizil)
ORT und DATUM
Ganz wichtig dabei ist, die aufgeführten Personen auch zu informieren, dass sie auf dem eigenen Notfallzettel aufgeführt sind.
Was leider oft vergessen wird, auch die Arbeitskollegen am Arbeitsplatz oder die mitfahrende Bikerkollegen darüber zu informieren, dass ein solcher Notfallzettel in der Brieftasche oder Geldbeutel existiert!
Grüessli Tramper