es folgt der letzte Teil meines Erfahrungsberichtes.
Der 2. Teil endete mit einem Bild, welches die Kupplung und das Getriebe zeigte. Wie auf dem Bild gut zu sehen ist, hat Oel, woher auch immer, keinen Weg zur Kupplung gefunden. Leider ist dies nicht immer und bei jedem von Euch der Fall.
Ich habe nochmals in dem kleinen Buch nachgeschaut, in welchem ich alle Wartungsarbeiten vermerkt habe. Laut jenem hatte Brunni nur einmal in die Windeln gemacht; nach 37700 km war der Wellendichtring Getriebeausgang/Kardan undicht und das Oel fand so seinen Weg zu den Belaegen der Hinterradbremse

Mit der Kupplung gab es keine Probleme, die hat also ihre 100.000 km auf dem Buckel.
Kupplung
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Die 6 Schrauben, welche den Kupplungsgehaeusedeckel, die Kupplungsscheibe und die Tellerfeder mit dem Kupplungsgehaeuse verbinden, wurden geloest und die einzelnen Teile der Kupplung abgenommen, zurueck blieb die unterste Platte der Kupplung, das Kupplungsgehaeuse, welches mit der Abtriebswelle verschraubt ist.
Beim Vergleich der ausgebauten Kupplungsscheibe mit der neuen Scheibe wusste ich nicht, ob ich mich freuen oder aergern sollte.
Verschleissmass: 4,5 mm
neue Scheibe : 5,8 mm
alte Scheibe : 5,3 mm
Als Bild (ich habe leider kein Macroobjektiv, aber man kann erkennen, was ich zeigen moechte):
http://wittwar.smugmug.com/photos/16376341-M.jpg
Na, das muss wohl an meinem Fahrstil liegen und der ist nicht gerade langsam, aber ich schalte bei relativ niederen Drehzahlen (dem Drehmoment der 98PS Variante sei Dank) und ziehe erst nach dem Einkuppeln das Gas richtig auf; trotzdem, dieses Ergebnis hatte ich nicht erwartet. Habe ich jetzt die ganze Arbeit umsonst gemacht? Ich glaube – nein, denn jetzt bin ich beruhigt und Spass macht das Schrauben ja auch.
Da ich den Wellendichtring der Abtriebswelle ebenfalls wechseln wollte, musste auch das Kupplungsgehaeuse ausgebaut werden. Das geht auch ohne die Haltevorrichtung BMW Nr. 11 2 800 ganz einfach, man muss dazu nur den Kupplungsgehaeusedeckel mit 3 Schrauben an das Kupplungsgehaeuse fixieren, dann wird der ganze Aufbau so dick, dass ein Stueck einer Dachlatte sauber Halt findet (siehe Bild fuer das Loesen der Schraube, fuer das Festziehen wurde die Dachlatte rechts oben eingesteckt):
http://wittwar.smugmug.com/photos/16468737-L.jpg
Jetzt kann der grosse Wellendichtring rausgepult werden und die graue Anlaufscheibe abgenommen werden. Laut Werkstattmeister von BMW Stuttgart soll es vorkommen, dass diese Scheibe nicht mehr auffindbar ist, da sie zerrieben wurde(?) Brunni hatte die Scheibe noch und diese war auch in einem tadellosen Zustand, sie wurde aber trotzdem ersetzt.
So sieht die neue Scheibe aus:
http://wittwar.smugmug.com/photos/16468741-M.jpg
http://wittwar.smugmug.com/photos/16468742-M.jpg
Wiederaufbau
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Mit dem Ausbau des Wellendichtringes feierte ich das Bergfest, das Demontieren war zu Ende und es wurde mit der erneuten Montage begonnen.
Zum Einschlagen des grossen Wellendichtringes benutzte ich den Oelfilterschluessel, er passt hervorragend:
http://wittwar.smugmug.com/photos/16534707-M.jpg
http://wittwar.smugmug.com/photos/16534709-L.jpg
Nachdem der Dichtring richtig sass, wurde die Anlaufscheibe mit etwas Fett „eingeklebt“, mann kann die mit Fett verschmierte graue Scheibe hier gut erkennen:
http://wittwar.smugmug.com/photos/16534708-L.jpg
Nach dem Einbau des Kupplungsgehaeuses wurde die Kupplung eingebaut, Tellerfeder, Kupplungsscheibe und Anpressplatte habe ich erneuert, nicht dass das unbedingt noetig gewesen waere, aber so schnell moechte ich mich bis zur Kupplung nicht nochmals vorarbeiten muessen.
Beim Festziehen der (neuen) 6 Schrauben muss darauf geachtet werden, dass die Kupplungsscheibe zentriert ist, sonst wird der Einbau des Getriebes schwierig oder unmoeglich.
Auch hier kann man sich leicht helfen, wenn man das BMW Spezialwerkzeug nicht zur Verfuegung hat.
Zum Zentrieren habe ich die Kupplungsdruckstange in die Bohrung der Abtriebswelle gesteckt und auf die Druckstange einen der hellen Daempfer geschoben, mit welchen die Zuendspule gehalten wird (diese waren etwas poroes und wurden ebenfalls erneuert):
http://wittwar.smugmug.com/photos/17125673-L.jpg
Dieser Daempfer hat beinahe die Groesse des Loches in der Kupplungsscheibe, so dass ein Zentrieren per Augenmass leicht moeglich ist.
Rahmen absenken
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Nach Einbau des Getriebes, sonstiger Aggregate, anbringen diverser Leitungen etc. wurde der Rahmen unter Zuhilfenahme des Wagenhebers wie im Handbuch beschrieben abgesenkt und das Getriebe wieder mit dem Rahmen verbunden. Danach konnte das Motorrad wieder auf den Hauptstaender gestellt werden.
Die Schwinge und der Endantrieb wurden ebenfalls wieder eingebaut, wobei die Festlagerzapfen richtig, die Loslagerzapfen und Konterringe vorerst nur leicht angezogen wurden.
Um die Masseleitung am oberen Querrohr festzuschrauben und um besser an Anlasser und Generator ranzukommen, empfiehlt es sich, die Sicherungsboxen auszuklinken und etwas zur Seite zu schieben (darauf bin ich erst nach langem nervigen Gefummel gekommen

http://wittwar.smugmug.com/photos/16643727-L.jpg
Festziehen der Schwingenlagerung (auch zum Endantrieb)
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Hier habe ich mir mit einem 30-er Ringschluessel beholfen.
Als Erstes wurden die Loslagerzapfen mit dem richtingen Drehmoment angezogen, danach habe ich deren Position markiert:
http://wittwar.smugmug.com/photos/16873295-L.jpg
Anschliessend wurde mittels Ringschluessel und Stecknuss der Konterring soweit festgezogen, bis ein Verdrehen des Loslagerzapfen nicht mehr wahrscheinlich bezw. relevant war:
http://wittwar.smugmug.com/photos/16873298-L.jpg
Zum Erreichen des richtigen Drehmomentes bedurfte es nur noch einer kleine Drehung,
http://wittwar.smugmug.com/photos/16873299-L.jpg
was die abschliessende Kontrolle bestaetigte:
http://wittwar.smugmug.com/photos/16873300-L.jpg
Damit war das Schlimmste geschafft. Nach Einbau/Anbau von Kuehler, Drosselklappenleiste, Einspritzleiste, Tank, Fussratenhalter, Auspuffanlage
http://wittwar.smugmug.com/photos/16898375-M.jpg
http://wittwar.smugmug.com/photos/16898377-L.jpg
und und und ... wurde wieder Motoroel und Kuehlfluessigkeit eingefuellt, die Batterie angeklemmt, der Schluessel eingesteckt, gedreht, der Anlasser gedrueckt und....
Na ja, sie wollte nicht anspringen, zumindest nicht ohne etwas am Gasgriff zu drehen, und bei 2500 Umdrehungen fing sie zu Husten an?
Ob da noch Luft in den Spritschlaeuchen ist? Ob irgend eine Elektronik irgendetwas erst wieder lernen muss?
Ein Gespraech mit einem kompetenten Herrn von BMW Stuttgart ergab, dass technisch bedingt keine Luft mehr im Spritschlauch sein kann und lernfaehige Elektronik nicht vorhanden sei, ich sollte doch nochmals ueberpruefen, ob alle Stecker richtig festsitzen.
Ich versprach das zu tun, obwohl ich doch beim Trennen der Stecker bemerkt habe, dass alle Stecker unterschiedlich und somit Verwechslungen unmoeglich sind.
Denkste!
Im Zusammenbaufieber habe ich uebersehen, dass Drosselklappenansteller und Drosselklappenpotentiometer gleiche Stecker haben!
Das fuehrte bei Zusammenbau dazu, dass ich den Stecker fuer das Potentiometer am Ansteller einsteckte und glaubte, das war's. Der eigentliche Stecker fuer den Ansteller war gut versteckt und die „Steckdose“ des Potis so gut wie unsichtbar; es blieb fuer mich sichtbar sozusagen keine Schraube uebrig.
Als dieser saudumme Fehler behoben war, schnurrte Brunni auf Anhieb mit unserer kleinen Katze um die Wette.
(Das hier ist sie – die Katze

http://wittwar.smugmug.com/photos/17000311-L.jpg
Jetzt wird Brunnie noch gewienert und sobald das Salz von der Strasse ist, werde ich mal vorsichtig die erste Ausfahrt wagen.
Gruessle
Guenther
P.S. Fuer den naechsten Winter nehme ich mir den Zylinderkopf vor
