Inspektion selbst machen:
Folgende Erkenntnisse habe ich bei einer selbst durchgeführten 20 Tkm Inspektion meiner K12 RS (Bj.00) gewonnen.
Man muss ergänzend dazu sagen, dass ich die Maschine zuvor immer bei BMW zum Service hatte und doch erstaunliche Entdeckdungen über die Qualität der zuvor gemachten Arbeiten gemacht habe:
Arbeitsprogramm
Mein Arbeitsprogramm bestand aus der 20 Tkm Inspektion lt. Werkstatthandbuch und dem Wechsel der Bremsbeläge.
Dabei wurden gewechselt:
- Batterie
- bei der Wartung angesprochene Dichtungen
- Motoröl, Ölfilter
- Getriebeöl
- Öl im Hinterradantrieb
- Bremsflüssigkeit vorn und hinten
- Ventilspiel prüfen und Dichtung wechseln
- Zündkerzen
- Luftfilter
- Benzinfilter
- Bremsbeläge vorn und hinten
1. Verschleissteile
Es empfiehlt sich die Tauschteile vorab zu organisieren und nicht darauf zu vertrauen, dass BMW oder andere selbst übliche Teile (Ölfilter hätte z.B. bei BMW separat bestellt werden müssen) vorhalten.
Sicherlich kann man sich darüber streiten, ob es Original-Verschleissteile sein müssen, doch ist der Zubehörhandel oftmals um Klassen preiswerter. Wer sich einen Überblick verschaffen will, kann über die Webseiten der grossen Motorrad-Zubehör-Ketten relevante Teile über eine Eingrenzung der Suche (nach Modell) einfach identifizieren und Preise recherchieren.
Einige Händler bieten auch ganze Ersatzteil Kits an, die aber nur die gebräuchlichen Teile und nicht den kompletten Bedarf abdecken.
2. Betriebsstoffe
Lassen sich bequem z.B. über den Autoersatzteilhandel beschaffen.
3. Batterie
Nachdem ich 2 traditionelle Batterien durch habe, versuche ich mein Glück nun mit einem Bleigel Akku, den man günstig über eBay beschaffen kann. Trotz "hunderter" verkaufter Teile, lässt sich mein Teil wegen abweichender Klemmen nur mit Adaptionen einbauen und erfordert mehr Fummelei, als der gewöhliche Bastler gerne auf sich nimmt. Da die Batterie identische Masse hat, passt sie zumindestens problemlos in den dafür vorgesehenen Schacht. Doch Vorsicht: andere Blei-Gel-Akkus sollen kleiner sein und müssen daher anders im Schacht gesichert werden.
4. Spezialwerkzeuge
BMW (bmW: "braucht mehr Werkzeug) schreibt spezielle Werkzeuge für die Wartung vor ("Rücksetzvorrichtung" für Bremsen,
"Spezialschlüssel" für den Ölfilter).
Wer einen reichhaltig dimensionierten Werkzeugkoffer hat und improvisieren kann, braucht dies jedoch nicht.
Zum Glück war der Ölfilter regelgerecht festgezogen, so dass er sich mit zwei Zangen lösen liess (wo die Griffe der einen Zange als Backen genutzt wurden). Der Ölfilter ist eng verbaut, so dass diese Operation fummelig ist und Geschick erfordert.
Wem dass zu schwierig ist, nutzt halt den "Spezialschlüssel", den es auf beim Motorrad Ersatzteilhandel gibt (glaube ich zumindestens).
Die Ölabschlass-Mutter lässt sich jedoch nur mit einem riesigen Imbusschlüssel öffnen, wie er wohl nicht zum Standartsortiment des Hobby Schraubers gehören dürfte.
5. Was braucht der BMW Schrauber
- Etwas hitzebeständiges Fett oder Kupferpaste für den Rücken (natürlich nicht auf die Beläge) der Bremsbeläge (um quitschende Bremsen zu verhindern)
- Schraubenfett
- Schlauch oder Bremsentlüfter
- Bremsenreiniger (nicht nur zum Reinigen der Bremsen)
- Ratschenkasten
- Fühlerlehre für Einstellen von Ventielspiel
- grosser Impusschlüssel für Ölablass-Schraube
- Papiertücher und Stofflappen
- Wannen und Behälter zum Ablassen und Transportieren der alten Flüssigkeiten (müssen entsorgt werden)
- Zangen und Fingerfertigkeit beim Anbringen der "Einmalklipse" (Schlauchklemmen) am Benzinfilter (oder Ersatz für den Notfall und bei weiniger Fingerfertigkeit)
- mein Freund, der mir geholfen hat, verfügte neben der Begabung als Schrauber auch über einen Werkstattwagen mit Hebebühne. Damit läßt sich sehr bequem arbeiten. Alternativ tut es auch eine Mietwerkstatt. Wer auf all dies verzichtet braucht mehr Zeit und harte Knie und Rücken.
- ggf. den Spezialschlüssel zum Ölfilter
6. Gefundene Mängel
Keiner der durchgeführten Eingriffe wäre wohl für die Fahrbereitschaft unbedingt notwendig gewesen.
Es ist aber anzunehmen, dass ich über kurz oder lang Schwierigkeiten mit einer zugesetzten Leitung am Benzintank bekommen hätte.
Der Wechsel der Bremsflüssigkeit war wohl überfällig.
- fehlende und falsche Schrauben
- überalterte Bremsflüssigkeit (schlechtes Bremsverhalten habe ich bislang nicht bemerkt)
- mittel zugesezter Luftfilter
- geringe Ablagerungen an den Ablass-Schrauben
- beeinträchtiger Zulauf am Benzintank (hatte noch kein Fehlerbild produziert)
- mehrfach genutzte aber noch intakte Dichtungen
- Bremsbeläge zu 50-70% abgefahren
7. Hat es sich gelohnt ?
Gespart habe ich auf jeden Fall eine Menge Geld. Gewonnen habe ich interessante Einblicke in die von mir genutzte Technik und die Gewissheit nun eine sicher gewartete Maschine zu haben.
In Zukunft werde ich die Arbeit von Werkstätten mit Sicherheit sehr aufmerksam betrachten und abnehmen, denn die war nicht durchweg gut.
8. Kann das jeder ?
Nach dieser Operation weiss ich wie es geht und eigentlich ist es nicht besonders schwer. Ich bezweifle jedoch, dass ich die Nerven, Ausdauer und Vorkenntnisse gehabt hätte diese Operation alleine durchzuführen. Im Team und in Gegenwart von etwas erfahrenen Schraubern ist die Aktion aber zu bewältigen.
Nach Arbeiten an der Bremse bitte sorgfältig darauf achten, dass alle Teile richtig montiert sind und Funktion vorsichtig testen und einbremsen !
Insbesonders bei Arbeiten an der Bremse sollte man besonders vorsichtig vorgehen und im Zweifelsfall die Profis dranlassen.
9. Meine gewonnen Ansichten zur Qualität der Arbeit von Werkstätten
Ich empfehle jedem unter kundiger Anleitung an einer solchen Wartung teilzunehmen. Denn ich konnte dabei Mängel
vorangegangener (teuer bezahlter und angeblich fachkundiger Arbeit) beobachten und abstellen.
- Schrauben wurden ungeachtet unterschiedlicher Länge beliebig plaziert, und waren oftmal "angeknallt" oder zu locker angezogen
- einige Schrauben wurden anscheinend gar nicht montiert (sind auch gar nicht so leicht bei BMW wiederzubeschaffen), so dass ich endlich die Ursache so mancher Vibration kenne und beseitigen konnte
- meine zuvor bezahlten Inspektoren haben anscheinend vergessen die Bremsflüssigkeit zu wechseln und Dichtungen wurden anscheinend auch nicht gewechselt, sondern wieder verwendet.
Inspektion selbst gemacht: Ein Erfahrungsbericht
Inspektion selbst gemacht: Ein Erfahrungsbericht
Zuletzt geändert von theomeier am 7. April 2005, 08:34, insgesamt 1-mal geändert.
- Karl-Heinz (UL)
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Aus dieser Grund ist er ja Bestandteil des Bordwerkzeugs.Die Ölabschlass-Mutter lässt sich jedoch nur mit einem riesigen Imbusschlüssel öffnen, wie er wohl nicht zum Standartsortiment des Hobby Schraubers gehören dürfte.
Viele Grüße
Karl-Heinz
K1200RS, 1997 neu gekauft, 98 PS, ME Z6, 170er, bisher 110.000 km gefahren
Karl-Heinz
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- Pezi
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Karl-Heinzi, einmal habe ich dich nun endlich erwischt!Karl-Heinz (UL) hat geschrieben: Aus dieser Grund ist er ja Bestandteil des Bordwerkzeugs.


Aber auch Theo Meier blicke ich nun bis in den Magen runter: "- Öl in der Kardanwelle"

Trotzdem tolle Arbeit! Bitte mir nicht böse sein, weil ich gedankenlos seit 20 Jahren K schraufe ... ich erkenne nun die Probleme der Einsteiger besser

Lieben Gruß, Pezi (Wetter in Salzburg)
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- Karl-Heinz (UL)
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Hallo theomeier,
Du hast nun das verwendete Werkzeug für die Durchführung der Inspektion aufgeführt. Ich frage mich nun, wie Du die Bremsflüssikiet ohne BMW Werkzeug gewechselt hast?
In der Reparaturanleitung wird zum Wechseln/Entlüften der Anlage z.B. eine Befüllflasche verwendet. Für das Wechseln bzw. das Entlüften des Steuerkreises wird ein spezieller Ringschlüssel und ein "Spezial Schlüssel" eingesetzt.
Hast Du die Arbeiten ohne Spezialwerkzeug durchgeführt? Wenn ja, wie?
Du hast nun das verwendete Werkzeug für die Durchführung der Inspektion aufgeführt. Ich frage mich nun, wie Du die Bremsflüssikiet ohne BMW Werkzeug gewechselt hast?
In der Reparaturanleitung wird zum Wechseln/Entlüften der Anlage z.B. eine Befüllflasche verwendet. Für das Wechseln bzw. das Entlüften des Steuerkreises wird ein spezieller Ringschlüssel und ein "Spezial Schlüssel" eingesetzt.
Hast Du die Arbeiten ohne Spezialwerkzeug durchgeführt? Wenn ja, wie?
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K1200RS Bj. 01/2003
Gruß Stephan
K1200RS Bj. 01/2003
Gruß Stephan