100.000 km Wartungsarbeiten Teil 2 von 3

Alles, was mit der Technik zu tun hat
Antworten
Benutzeravatar
Guenther Wittwar
Beiträge: 47
Registriert: 17. Februar 2004, 08:46
Wohnort: Gaeufelden / Nebringen

100.000 km Wartungsarbeiten Teil 2 von 3

#1 Beitrag von Guenther Wittwar »

Sorry fuer die lange Pause,

eigentlich wollte ich am 01.03.2005 schon wieder touren, aber bei dem Wetter kommt es auf 2 Wochen Verspaetung sicher nicht an :-(

Wie schon im ersten Teil beschrieben, habe ich die Spannerschiene der Steuerkette ausgetauscht, die Montage des KKD verlief ohne Probleme, ob er jedoch wirklich dicht ist, wird sich erst noch zeigen.

Im zweiten Teil werde ich beschreiben, was mit „Vor den Ausbau der Kupplung haben die Goetter das Anheben des Rahmens gesetzt“ gemeint ist.



Ausbau der Schwinge
------------------------

Die gossen Schrauben der Schwingenlagerung (Schluesselgroesse 30mm) stellten kein grosses Problem dar. Nach dem Entfernen der Sicherungsringe und kraeftigem Einheitzen mit einem Heissluftgeblaese waren diese Verbindungen schnell geloesst.

http://wittwar.smugmug.com/photos/17076696-M.jpg

Das Problem sind die in die Schwinge eingeschraubten Bolzen mit der Schluesselgroesse 14mm !

Trotz kraeftigem Heizen und Einsatz einer Sechskantnuss sowie einem 1-Meter-Rohr als Hebel, wollten sich diese Sachrauben einfach nicht loesen. Ich hatte mich damit abgefunden, dass die Schwinge moeglicherweise zerstoert werden muss und war deshalb mutig genug, nochmals sehr sehr kraeftig am langen Hebel zu ziehen. Es gab einen lauten Knacks – und die Nuss war gerissen; es war eben keine Kraftnuss, sondern eine aus dem Baumarkt.

Fuer den zweiten Bolzen habe ich mir eine Kraftnuss zugelegt und damit den Schraubenkopf des zweiten Bolzens rund gemacht. Ich bin beim kraeftigen Hebeln etwas abgerutscht, und schon war es geschehen.

Als letzte Moeglichkeit habe ich unseren Schlosser angerufen. Dieser kam und hat auf die Bolzen zwei riesige Muttern geschweisst (30mm Schluesselgroesse). Durch das Schweissen waren Bolzen und Schwinge gut warm und mit der 30mm Nuss konnte ganz anders zur Sache gegangen werden, aber alles half nichts, der Bolzen wollte sich nicht bewegen. Was nun?

Der Schlosser nahm zwei riesige Haemmer, einen zum Gegenhalten an einem der beiden Bolzen, mit dem anderen wurde auf den zweiten Bolzen ein kraeftiger Prellschlag gegeben, ein beherzter Zug am Hebel und schwupps, schon ging die vermaledeite Schraube auf!

Das Bild zeigt von links nach rechts:

14mm Kraftnuss, gerissene 14mm Nuss vom Baumarkt, die zwei Bolzen mit aufgeschweissten Muttern


http://wittwar.smugmug.com/photos/16376330-L.jpg

Das naechste Bild zeigt die neu gekauften Bolzen (ueber 30 Eu das Stueck!).

http://wittwar.smugmug.com/photos/16468738-L.jpg

Hier ist die Schwinge ohne die Bolzen fuer die Lager zu sehen. Jetzt kann die Schwinge nach hinten aus dem Rahmen gezogen werden.

http://wittwar.smugmug.com/photos/17076698-L.jpg




Rahmen anheben
--------------------

Nach dem Ausbau der Schwinge sowie dem Loessen etlicher Stecker und verschraubter Kabel, konnte darueber nachgedacht werden, wie der Rahmen angehoben werden sollte.

Sehr gut bewaehrt hat sich folgende Methode:

http://wittwar.smugmug.com/photos/16376333-L.jpg

http://wittwar.smugmug.com/photos/16376332-L.jpg

Das Rahmenheck wurde mit einem Flaschenzug an die Werkstattdecke gehaengt und damit Brunni hinten soweit angehoben, dass der Hauptstaender eingeklappt werden konnte. Unter den eingeklappten Hauptstaender wurde ein passendes Stueck Kantholz gelegt und an diesem der Antriebsblock mit einem hydraulischen Heber unterstuetzt. Da man sich auf diese Heber nicht verlassen soll, wurde zur Sicherheit unter der Oelwanne ein entsprechender Unterbau erstellt. Wichtig hierbei ist, dass dieser Unterbau nicht belastet wird, er ist nur Netz und doppelter Boden.
Das Vorderrad wurde ganz nach rechts eingeschlagen und durch eine U-foermige Konstruktion aus einem Brett und zwei Balken in dieser Stellung fixiert.
Dieses Rechtseinschlagen ist wichtig, da so das Vorderrad bei angehobenem Rahmen noch genuegend Abstand zum Kettenkastendeckel hat. Wie auf dem Bild ersichtlich, wird so der Abstand zu den Leitungen zum/vom Oelkuehler recht knapp, aber er reicht aus.

Nach dem Lockern der vorderen Motoraufhaengung und der Demontage jenes Bolzens, welcher das Getriebe und den Rahmen verbindet, wurde (genau nach Anleitung im Werkstatthandbuch) der Rahmen mit dem Flaschenzug vorsichtig angehoben.
Durch das Anheben wird ebenfalls derjenige Teil des Rahmens leicht angehoben, an welchen der vordere Teil des Motors immer noch befestigt ist, auserdem bewegt sich dabei das Motorrad in der Laengsrichtung. Da der Motor nicht auf der Unterlage aufliegt und der Wagenheber Rollen hat, stellt diese Bewegung kein Problem dar, der Heber rollte bei mir waehrend des Hebens ca. 15 cm nach vorn.
Nach Erreichen der notwendigen Hoehe wurde der Unterbau angepasst und der Heber abgesenkt.




Anlasser und Generator
---------------------------

Auf dem vorherigen Bild kann man den Anlasser und den Generator sehen, welche als naechstes ausgebaut werden muessen.


Der Anlasser wurde zerlegt und da die Kohlen noch genuegend lang waren, unter Verwendung neuer O-Ringe wieder zusammengebaut.

Nettes Detail:

http://wittwar.smugmug.com/photos/16376339-M.jpg


Der Generator wird bei der K nicht ueber einen Riemen angetrieben, sondern ueber Gummibloecke. Beim Ausbau des Generators war eine Menge Abrieb dieser Gummielemente in den Ecken der umgebenen Gehaeuseteile zu finden.

http://wittwar.smugmug.com/photos/16376337-L.jpg

http://wittwar.smugmug.com/photos/16376336-M.jpg

Der Vergleich der alten Gummibloecke mit den neuen Teilen laesst den Verschleiss erkennen.

Alte Teile:

http://wittwar.smugmug.com/photos/16376334-M.jpg

Alt und Neu gegenuebergestellt:

http://wittwar.smugmug.com/photos/16468740-M.jpg




Kraftstoffleitungen
---------------------

Bei angehobenem Rahmen kommt man sehr gut an die Spritschlaeuche ran, und da Brunni noch die Leitungen ohne Schnellverschluesse hatte, wurden diese Leitungen ebenfalls ausgewechselt:

Die alten Leitungen:

http://wittwar.smugmug.com/photos/16376331-L.jpg

Hier sieht man die Schnellverschluesse der neuen Leitungen und der Vollstaendigkeit halber zeige ich auch gleich das Bild mit wieder montiertem Tank:


http://wittwar.smugmug.com/photos/16643728-L.jpg


http://wittwar.smugmug.com/photos/16898373-L.jpg



Um an das Ziel meiner Bestrebungen zu kommen (Ausbau der Kupplung), musste nur noch das Getriebe ausgebaut werden, welches, gemessen an den notwendigen Vorarbeiten, das reinste Vergnuegen war. Nach Ausbau des Getriebes zeigte sich mir folgendes Bild, welches ich waehrend der Vernichtung einer Flasche Bier genuesslich in mir aufnahm.



http://wittwar.smugmug.com/photos/16376340-L.jpg






Dieses war der zweite Streich ...

In den naechsten 2-3 Tagen werde ich ueber den Ausbau der Kupplung und den Wiederaufbau von Brunni berichten.

Und traeumen werde ich, von der Sonne und den Kurven Sardiniens z.B..

Bis bald

Guenther
Benutzeravatar
Dieter Siever
Moderator
Beiträge: 5738
Registriert: 3. März 2003, 23:41
Mopped(s): K1200LT 04
Wohnort: 28197 Bremen
Kontaktdaten:

#2 Beitrag von Dieter Siever »

Hallo Guenther,

genau wie der Teil 1 ist auch dieser Bericht wieder grosse Klasse.

Um den Bericht zu vervollständigen hier mal ein Bild von einer verölten Kupplung durch defekten Simmerring am Getriebe.

http://www.bmw-bilderpool.de/albums/alb ... .sized.jpg


Und eine weitere Möglichkeit den Zapfen raus zu bekommen. Ich hatte am Zapfen rund rum kleine Bohrungen gemacht und die Stege mit einem Meissel durchgetrennt. Wenn der Druck am Kraftschluss genommen ist lässt sich der Zapfen leicht rausschrauben. War aber auch eine sch..... Arbeit.

http://www.bmw-bilderpool.de/albums/alb ... 000159.jpg

Dieter
Grüße Dieter - Mod: K1200LT, Admi: Wiki
http://wiki.bmw-bike-forum.info/images/ ... T-Logo.jpg
1. LT, Bordellrot 1990
2. LT, Elektric-orange-met. 2005

Satzzeichen retten Leben! Komm wir essen Opa! Komm, wir essen, Opa!
Stefan WO
Beiträge: 177
Registriert: 4. November 2002, 07:23
Mopped(s): K1200RS/R1150GS ADV
Wohnort: Worms (Rheinl. Pfalz)

#3 Beitrag von Stefan WO »

Hallo Günther,

toller Artikel. Wie immer.

Gruß aus Worms

Stefan

PS: Ich will endlich Sonne sehen :evil: :evil: :evil:
Benutzeravatar
Karsten (GF)
Beiträge: 275
Registriert: 2. November 2002, 00:14
Wohnort: 38539 Müden

#4 Beitrag von Karsten (GF) »

Hi Günther!

Toller Bericht, vielen Dank!

Mir geht immer wieder der Hut hoch, wenn ich sehe was alles auseinandergenommen werden muß, um an die Kupplung zu kommen.
Wenn ich mir vorstelle, das meine "kleine" schon 3 Mal so zerlegt in der Werkstatt gestanden hat, dann möchte ich gar nicht mehr losfahren.
Ob der gehetzte und unterbezahlte Mechaniker wirklich immer alle Schrauben so angezogen hatt, wie es sich gehört? :roll:

Lieber nicht drüber nachdenken!

Dir weiterhin viel Erfolg.

Gruß!

Karsten
Ralph HD
Beiträge: 230
Registriert: 18. Juni 2003, 13:16
Wohnort: Heilbronn im schönen Neckartal
Kontaktdaten:

100.000 km Wartungsarbeiten Teil 2 von 3

#5 Beitrag von Ralph HD »

@ Günther Wittwar

Danke sehr ausführlich und gut geschrieben und mit Bildmaterial dokumentiert.

@ Karsten
Ob der gehetzte und unterbezahlte Mechaniker wirklich immer alle Schrauben so angezogen hatt, wie es sich gehört?
Auch darüber wurde hier schon mal ein Bericht gepostet. Das sorgt für Abwechslung beim Fahrgefühl, da plötzlich das ganze Heck nach unten bricht.
(Chopperfeeling auf der vollverkleideten RS)
Gruß aus dem Neckartal


vom Langen mit der "S"chnecke
http://web41.xps4.microserver.de/images/S-schnecke.gif
Benutzeravatar
Ralph RB
Beiträge: 445
Registriert: 28. Oktober 2004, 14:54
Wohnort: Bottrop - Kirchhellen

#6 Beitrag von Ralph RB »

Hallo Günther,

und schon wieder hast Du durch Deinen ausführlichen Bericht über Deine Wartungsarbeiten meine Begeisterung geweckt. :lol: Ich habe selten so eine gute Darstellung von Wartungsarbeiten gelesen. Wenn ich nur das Wartungshandbuch zu hilfe nehmen sollte, um diese Arbeiten durchzuführen wäre ich glaube ich etwas aufgeschmissen.
Ich denke Du hast dir dein Bier redlich verdient. :lol: :lol: :lol:
Grüße
Ralph > der, der mit der piemontroten tanzte <
K1200RS
BJ. 11.2002
EZ. 08.2003


Ralph >der, der jetzt lupinblau reist<
R1200GS Rallye
Philipp

#7 Beitrag von Philipp »

Hallo Günter,

prächtig dokumentiert!
Werde ich ausdrucken und meiner Werkstatt in 50000km neben meine K legen...
Nur eins hab ich nicht kapiert. Wie der Schlosser gezaubert hat:

Der Schlosser nahm zwei riesige Haemmer, einen zum Gegenhalten an einem der beiden Bolzen, mit dem anderen wurde auf den zweiten Bolzen ein kraeftiger Prellschlag gegeben, ein beherzter Zug am Hebel und schwupps, schon ging die vermaledeite Schraube auf!

Erklärst Du mir, wie der Schlosser mit einem Hammer am Bolzen gegenhält? Und wie er dann auf den anderen schlägt und man zugleich am Hebel zieht?

Herzlichen Gruß,
Philipp
Benutzeravatar
Pezi
Beiträge: 1034
Registriert: 24. Oktober 2002, 09:17
Mopped(s): K100RS 0081191, K12RS ZA33745
Wohnort: 5023 Salzburg
Kontaktdaten:

#8 Beitrag von Pezi »

Prima Günter, das Schildchen mit "Nippon Denso" hast schon gefunden, aber wo an der K12 steht "Tomos" drauf? ;)

weiterquasselnd/quizzelnd, Pezi
Lieben Gruß, Pezi (Wetter in Salzburg)
Benutzeravatar
Guenther Wittwar
Beiträge: 47
Registriert: 17. Februar 2004, 08:46
Wohnort: Gaeufelden / Nebringen

@ Phlipp

#9 Beitrag von Guenther Wittwar »

Hallo Phillip,

nun ja, der Schlosser waren zwei Schlosser :-)

Ein kurzer Prellschlag auf den loszuschraubenden Zapfen war das Ziel. Damit die Schwinge, welche ja ziemlich lose in den grossen Loechern des Rahmens rumwackelt, bei dem Prellschlag nicht "ausweicht", hat der zweite Schlosser am gegenueberliegenden Zapfen dagegengehalten.
NACH dem Prellschlag konnte der Zapfen leicht geloest werden.

Ich hoffe, ich habe das jetzt verstaendlicher beschrieben.

/Guenther
Antworten