Italienreise 9/2011 "Domani ist nur ein Tag (mehr) ..."

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Sandmann36
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Italienreise 9/2011 "Domani ist nur ein Tag (mehr) ..."

#1 Beitrag von Sandmann36 »

DOMANI ist nur ein Tag (mehr)
5.9.11
Liebes Tagebuch,

Hartwig und hatten heute eine fast perfekte Tour. Der Himmel ist aufgeklart und wir können auf Tour:

Über die Berge in die Lombardei.
Serpentinen fahren macht Spaß. Enge Haarnadelkurven, danach ein paar hundert Meter Vollgas im ersten und zweiten Gang. Genial, wenn 400 Kilo Moped und Besatzung innerhalb weniger Sekunden auf 100 km/h beschleunigt werden.
In Breno (Lombardei) fährt die Maschine nur noch auf 3 Töpfen. Ein Telefonat mit meinem deutschen BMW-Händler und I C H Weiß, wo die Zündkerzen liegen. Dann ein weiteres Telefonat mit meinem BMW-Händler und E R Weiß, dass ich ihm gerade sehr böse bin, weil er den Fehler bei den Inspektionen der letzten Jahre hätte entdecken müssen.
Die Bewohner des Hauses, vor dessen Tür wir die Maschine auseinandergebaut haben, schleppen indessen ein Werkzeug nach dem anderen an, um uns zu helfen. Einer fährt mit mir zum BMW-Mopedhändler um die Ecke (ein paar Minuten entfernt). Die Ersatzteile, die ich brauche hat er nicht und die Zaubermittelchen aus seiner Grabbelkiste können leider auch nicht helfen; so bleibt nur der Abbruch. Nikolas, einer der Anwohner und inzwischen mein Freund, fährt mich ins nächste Hotel. Er wird in den nächsten Tagen eine sehr wertvolle und liebenswerte Hilfe für mich. Die HUK-Coburg schafft es in Rekordzeit, mir für den nächsten Tag einen Abschleppdienst zu organisieren, den sie - wie auch die Hotelkosten - verspricht, zu übernehmen.
Hartwig musste abends zurück zum Gardasee, um am nächsten Tag auszuchecken, da das nächste Hotel auf uns wartet. Meine Sachen hat er dort in die Aufbewahrung gegeben. Nun sitze ich in einem fremden Ort in einem fremden Hotel und warte ...
Ach ja: Hatte ich erwähnt, dass ich nix dabei habe außen den Sachen, die ich am Körper trage? Hoffentlich kann man hier einkaufen. Die Hotelchefin sagte mir, man kann den Ort in ca. 20 Minuten umrunden. Ich habe keine andere Chance, als ihr zu glauben.

Diesen Text habe ich in mühevoller Kleinarbeit hinein getickert ... eine italienische MAC-Tastatur hat, glaube ich, nur die Leertaste an der üblichen und mir bekannten Stelle. Da ich hier mit dem PC nicht vernünftig in Facebook arbeiten kann, habe ich Daniel gebeten, diesen Text auf meine Seite zu posten. Von jetzt vielen Dank dafür. Weitere Berichte werden folgen: Bella Italia - Take you in Eight.
Liebe Grüße
Andreas


6.9.11 - Der zweite Tag im Irgendwo
Heute Morgen hat mich der Abschleppdienst aufgesammelt, damit wir das Moped zur Werkstatt bringen können. Morgen(!) ist sie wieder fertig und dann geht es zurück zum Lago di Garda. Nikolas, mein neuer italienischer Freund, ist mitgekommen um mir seelischen Beistand zu leisten. Er spricht zwar kein Wort Deutsch und ich nur 2-3 Worte italienisch, aber wozu hat man Hände und Füße? Auch internationale Musik kann bei fehlenden Vokabeln sehr hilfreich sein.

Nach dem Werkstattbesuch:
Nikolas fährt mich zurück ins Hotel. Auf dem Weg dahin fahren wir ein paar Klamotten kaufen ... Wäsche für heute und morgen. Der Verkäufer hört zwei Versionen meiner Erlebnisse:

1. Nikolas Version in fließendem italienisch
2. Meine Version ... puh, noch jemand, der in the middle of nowhere Englisch kann. Erhalte
dabei wertvolle Tipps, wo ich für Nikolas eine kleine Aufmerksamkeit erhalte.

Im Hotel die Ernüchterung:
Die Werkstatt braucht einen Tag länger (Panne am 5.9. nachmittags - Maschine heil avisiert für 8.9.11 morgens). Was kann j e t z t noch passieren?

Lichtblick:
Nikolas will nachmittags einen kleinen Ausflug mit mir machen.

Mittags:
Erst mal einkaufen, denn schließlich hab ich nix mit. Alles fürs Bad, ein bisschen Obst und eine Landkarte für die Rücktour.

Dann Einkauf für Nikolas:
Es sollen ein bisschen Käse und Rotwein werden. Der Verkäufer im Delikatessengeschäft ist sehr zuvorkommend und wieder merke ich, wie wichtig Hände und Füße für die internationale Kommunikation sind. Als ich ihm erkläre, dass ich es verschenken möchte, nickt er sehr verständnisvoll. Sein Augen verraten mir jedoch: Er hat einfach nix kapiert. Sprechen meine Hände die falsche Sprache? Ich summe "Happy Birthday To You" und siehe da: Mein Einkauf erhält eine schmuckvolle Papiertragetasche ... sogar mit Schleife!

Auf dem Weg ins Hotel eine urkomische Begegnung:
FIAT 850 - bestimmt 30 Jahre alt, besetzt mit 5(!) Personen fährt hupend an mir vorbei. Als ich nicht reagiere, wendet er und gibt sich freudestrahlend als mein T-Shirtverkäufer von heute Morgen zu erkennen, der wissen möchte, wie es mir geht. Als er sieht, dass ich bereits ein Geschenk für Nikolas habe, steigert sich seine Begeisterung ins unermessliche und er stellt mir seine 4 Begleiter vor: Frau, Tochter und zwei weitere Kinder, die ich durch das geöffnete Autodach begrüße. Was für eine Stadt !!! Ob ich mich morgen mit Bild auf Seite 1 der "Gazetta di Breno" wiederfinde?

Nachmittags:
Nikolas holt mich ab und wir fahren nach Lovere, einem netten Örtchen an einem See. Danach Rückreise zum Hotel und er richtet meiner Hotelchefin aus, sie möge mir sagen, dass er mich morgen gegen 11 Uhr wieder abholt. Merke: Nicht alles kann man mit Händen und Füssen besprechen, manchmal braucht man doch Hilfe, und Nikolas weiß genau wann!

Abends:
Pizza und anschließend Fernsehen im Hotelzimmer. Satellitenanlage, glaube ich. Mehr als 40 Programme und sogar kein deutsches. Was für eine Freude - wird wohl eher ein esoterischer Abend. Dann die Erlösung: RAI 1 überträgt Fußball --> Italia - Slowenia. Bella Italia, diese Sendung verstehe ich komplett ... mal abgesehen von den Kommentaren der beiden Reporter. Aber Italia gewinnt und es kommt in Breno zu keinerlei Ausschreitungen.

Telefonate mit Anja und Hartwig lassen mich die deutsche Sprache nicht gänzlich vergessen und bauen mich ungemein auf.
Gute Nacht, Bella Italia und auch wenn ich gleich schlafe: Take you in Eight !!

7.9.11

Teil 3 einer urkomischen Geschichte, wenn nicht gerade ICH der Hauptdarsteller wäre.
Liebes Tagebuch, oder so ähnlich.
Ich stecke seit zwei Tagen in der Lombardei mit defektem Moped fest. Morgen soll es wieder heil sein. Nicht weiter schlimm: Breno ist ein Ort mit ca. 4500 Einwohnern, und einer davon ist bereits mein Freund, der sich bisher rührend um mich gekümmert hat. Nikolas ist ein pensionierter Mitarbeiter der Carabinieri, der aus Sizilien stammt. Habt Ihr schon mal von der sizilianischen Stadt Catania gehört? Ansonsten ist alles gut. Ich sitze in einem kleinen Dorf ohne echte Attraktionen fest und warte auf mein Moped. Mein Gepäck ist ungefähr zwei Fahrstunden von hier entfernt. Mein Begleiter und Freund Hartwig ist bereits ein Hotel weiter, noch mal drei Stunden oder vier Stunden weiter. Morgen wollen wir uns dort treffen. Im Klartext: Morgen früh muss ich die Maschine vom BMW-Händler abholen, der nur 5 Autominuten von hier residiert dann weiter zum Gardasee, um das Gepäck zu holen --> dann geht es weiter nach Arabba ins nächste Hotel zu Hartwig. Insofern ist doch alles klar, oder? Ach ja, hab ich schon gesagt, dass mein Handy kaputt ist und mein Ersatzgerät bei Hartwig liegt?

Nikolas und ich haben heute Morgen bereits einen kleinen Ausflug in die Berge gemacht. Dabei habe ich merken müssen, das Nikolas so ist wie er ist: Zwei ältere Damen kamen die letzten 900 Meter zur Ihrem Hotel nicht weiter und baten erschöpft um Hilfe. Die Damen und ihre Einkäufe wurden eingeladen und unser FIAT Punto hatte zwei weitere Passagiere. Langsam glaube ich, es gibt Engel mit einem Erdauftrag und er ist einer davon!!

7.9.11 Etwas später - Teil 4 einer urkomischen Geschichte ...
Noch einmal heute Morgen:
Der Ausflug in die Berge mit Nikolas war sehr schön. Zwischendurch gab er sich alle Mühe, mir zu erzählen, was hier ist und warum er diese Orte für mich ausgesucht hat. Klappt nicht immer, denn wir brauchen Hände und Füße für die Kommunikation ... und die hat Nikolas bei der Fahrt in seinem Punto nicht immer zur freien Verfügung.

Zwischendurch waren wir bei ihm zu Hause, um einen Kaffee zu trinken. Dabei habe ich eine seiner Töchter und seinen Hund kennen gelernt. Dieser hatte es sofort auf mich abgesehen: ****** schnupperte er an mir herum und dabei schien er mich in sein Herz zu schließen. Von unseren Katzen weiß ich, dass sie mich lieb haben, wenn sie mir etwas mitbringen. Dieser Hund schenkte mir ein Würstchen ... leider nicht aus der Küche, sondern aus Eigenproduktion und legte es neben meinem Stiefel ab. I G I T T !!!

Der Ausflug war irgendwann beendet und Nikolas entließ mich in der Gewissheit, mich gegen Abend
wieder abzuholen. Was für ein Freund :-)) Diesmal ein kleiner Ausflug durch die Gewerbe- und Industriegebiete, dazwischen einen Abstecher in einen naheliegenden Ort mit eigener Thermalquelle. Selbst der deutschstämmige Papst hat in der dortigen Kirche schon gepredigt!

Dann Rückreise ins Hotel, wo ich an der Rezeption eines neuen Schreckens gewahr wurde: Das Motorrad wird am 9.9. fertig ... also noch einen Tag später. Der Ehemann der Hotelchefin, der mir diese Nachricht versucht beizubringen, fürchtet um sein Leben. Ich bin wütend, frustriert und fast geneigt, den Namen meines deutschen BMW-Händlers hier öffentlich zu nennen, der mir diese Suppe eingebrockt hat!

Jetzt dreht auf Nikolas auf dem Teller:
Er fährt mit mir zu BMW, um den Händler zu stellen. Der hat Glück, dass schon geschlossen ist. Nikolas lässt sich jedoch nicht entmutigen: Während ich wie ein Schluck Wasser in der Kurve hänge, läuft Nikolas zur Höchstform auf. Wir fahren zu ihm, wo dann auch Tochter Nr. 2 mithelfen muss. Es werden Telefonbücher gewälzt und auch das Internet muss helfen, den Werkstattmeister zu finden. Die erfolgversprechende Telefonnummer wird gefunden; Nikolas holt noch mal tief Luft, bevor er loslegt. Unser Gegenpart spielt jedoch nicht mit und nimmt den Hörer nicht ab. Ob er ahnt, was ihm blüht?

Nützt nix:
Ich werde ins Hotel zurückgebracht und morgen um acht knöpfen wir uns die Werkstatt vor, die behauptet, dass die Teile aus Monaco kommen. Spät am Abend verrät mir dann mein LANGENSCHEID, dass Monaco auf Deutsch "München" heißt...
Vorher tauschen wir jedoch noch ein paar wichtige Informationen aus; ohne Gebärdensprache, denn mit dem PC der Töchter haben wir Zugriff auf "Google-Übersetzer". Wir tauschen darüber höllisch schnell unsere Infos und Meinungen aus. Da Nikolas Kernkompetenzen woanders liegen, übernimmt eine Tochter das Schreiben seiner Antworten auf meine Zeilen. Im Hotel angekommen, telefoniere ich erst Anja, dann mit Hartwig. Die tröstenden Worte dringen nicht komplett durch, aber sie tun ungemein gut.

Also:
Morgen früh weiß ich hoffentlich mehr und BMW-Italia: Take you in Eight !
Liebe Grüße an alle, deren Fortbewegungsmittel fährt von Andreas

8. September - Teil 5 der unendlichen Geschichte

Heute Morgen waren Nikolas und ich beim BMW-Händler. Mit sehr viel Glück und einem vielleicht sogar in Italien funktionierenden Expressversand kommt das Ersatzteil heute noch an. Dann hätte ich die Maschine heute Abend und könnte schon mal zum Gardasee fahren und schauen, was meine Koffer machen.
Nikolas kümmert sich immer noch rührend um mich. Er tätigt morgens und nachmittags kleine Einkäufe und gibt sich viel Mühe, mir immer neue Supermärkte oder Tante Emma Läden zu zeigen. Meistens Einkäufe unter 20 EURO. Die Tanknadel seines Autos zeigt unentwegt auf Reserve und wenn sich die Anzeige geändert hat, dann um 1-2 kleine Einheiten. Ich habe den Eindruck, dass er ein Schnäppchenjäger ist (wie nennt es eigentlich der Banker, wenn seine Kunden kleine Beträge am gleichen Tag auf verschiedene Läden verteilen? Erinnert mich an eine jährliche Pflichtschulung im Intranet meines Arbeitgebers *smile über diesen Insider*)
Sofern wir auf einen Café oder eine andere Kleinigkeiten einkehren, zückt er seine Geldbörse. Sobald ich auch nur in die Nähe meines Geldes komme, guckt er böse und ruft laut "NO" oder so ähnlich.

Heute hab ich es tatsächlich geschafft, im Supermarkt auf eigene Kosten ein TicTac-Päckchen zu erstehen (hätte fast Riesen-Mecker gegeben). Das hat er nicht auf sich sitzen lassen und mir zum Ausgleich sofort zwei seiner frisch gekauften Pfirsiche geschenkt. Um das Ganze auf die Spitze zu treiben, hab ich die TicTac dann in seinem Auto versteckt (das reicht in diesem Dorf zumindest für die Seite 2 der Gazetta di Breno *lach*). Der geneigte Leser merkt bestimmt, dass ich hier unheimlich busy bin.

Mittag:
Jetzt sitze ich im Hotel, versuche eine schlaflose Nacht zu vergessen, und hoffe auf gute Nachrichten am späten Nachmittag. Drückt mir die Daumen, dass alles gut geht, ich noch heute wieder Motorrad fahren kann und dann, Bella Italia: "Take you .. ....."

An dieser Stelle möchte ich aber auch noch einmal meinem Freund und Kollegen Hartwig danken, der nicht aufgibt und noch immer hofft, mir einen echten Dolomitenhügel zeigen zu können!! Mein weiterer Dank gilt einem weiteren Freund und Kollegen: Daniel: Vielen Dank für Deinen Facebook-Support. Ich kann zwar Facebook an diesem Ungetüm von iMac starten aber dann verhält es sich, wie bei manchen Bankvollmachten in mittelständischen Betrieben: Nur GUCKEN - nicht ANFASSEN.
Bis bald
Andreas

8.9.2011 – Teil 6 (mir gehen die Überschriften aus)
Für alle neu hinzugekommenen: Dies ist ein Fortsetzungsroman, der hier hoffentlich sein Happy-End
findet.

Vorab eine kleine Warnung: Wenn Euch ein italienischer Handwerker einmal das Wort DOMANI in Zusammenhang mit einer zu erbringenden Leistung nennt, seid nicht erstaunt, wenn er es regelmäßig im 24-Stundenrythmus wiederholt. Natürlich möchte er es eigentlich auch gar nicht aussprechen; vielleicht sollten wir es eher erahnen. Würde viel Zündstoff aus dem Gespräch nehmen. Dann müsste er nur noch die Keule erahnen, die ihn zu erschlagen droht, und das wäre dann non-verbale Kommunikation auf höchster Ebene. Ihr ahnt es schon: Mir wurde dieses Wort mal wieder zwischen die Ohren gepustet und es heißt nichts weiter als MORGEN ... diesmal aber mit 100 prozentiger Sicherheit. Adieu Italien-Urlaub, das wars. Wenn ich DOMANI meine Maschine zurückbekomme, habe ich noch genügend Zeit, meine ReiseUtensilien vom Gardasee zu holen und mich dann mit Hartwig in Garmisch zu treffen.

In der nächsten Woche kann ich dann von meinem Urlaub schwärmen; kommt mir nicht zu nah und fragt mich nicht danach: Ich erzähle wahrscheinlich auch ungefragt. Eine schlechte Nachricht verbreitet sich statistisch gesehen nämlich 10x schneller als eine gute und diese Statistik gilt es zu knacken.
Mein Zimmer hatte ich in weiser Voraussicht heute Morgen schon geräumt. Jetzt habe ich ein neues. Es ist grösser hat vier Betten - davon 2 Etagenbetten und 2 einzelne. Sollte ich hier auf immer und ewig hängenbleiben, kann ich untervermieten und mir so den Unterhalt verdienen. Der Fernseher ist wesentlich moderner ... auch die SAT-Anlage. Die Anzahl und Sprache der Programme sind wahrscheinlich unverändert, das Bild ein bisschen besser und alles weiterhin in fließendem Italienisch.

Aber am Ende einer Reise ist es auch Zeit, Dank auszusprechen:
1)
Da wäre zunächst einmal Hartwig, der eifrig für die Tour geplant hat, damit ein deutscher BMW-Händler ihm in die Suppe spuckt. Ich hätte ihn bestimmt noch zu einer BMW bekehrt. Tja, Ihr Bazis: Das habt Ihr gründlich versaubeutelt!! Trotzdem vielen Dank an Dich. Deine aufmunternden Worte haben gut getan! Ich freue mich auf unsere gemeinsame Rückreise und dem Austausch unserer Erlebnisse. Bin gespannt, wie hoch Dein Redeanteil ist *smile*

2)
Sehr wichtig war für mich in den letzten Tagen immer wieder Nikolas aus Breno/Lombardei. Durch ihn habe ich Land und Leute ein bisschen besser kennengelernt, sehr viel Unterstützung erfahren und einen weiteren Blick für das wesentliche im Leben erhalten. Hoffentlich bekommt er für die Saat, die er ausgestreut hat, irgendwann den rechten Lohn. An ihn werde ich immer gerne zurückdenken.

3)
Danke an die Hotelchefin des Hotel Giardino, die als Telefonzentrale und Übersetzerin einen wichtigen Beitrag zu meiner stark eingeschränkten Kommunikation geleistet hat.

4)
Vielen Dank den vielen Italiener/Innen in den Geschäften Brenos, die mir geduldig geholfen haben, obwohl wir einander nicht auf dem üblichen Weg kommunizieren konnten.

5)
Danke Daniel für Deine Kopie & Paste-Aktionen in Sachen Facebook-Tagebuch
6)
... und last not least einen großen Dank an meine Frau Anja:
Du hast mich nicht nur (fast) allein in den Urlaub ziehen lassen um meinem Hobby zu frönen, sondern hast mich in den letzten Tagen aufgebaut, wenn in unseren Telefonaten zwischen einer großen Portion Sarkasmus doch der Frust und die Enttäuschung durchkamen. Auch dafür liebe ich Dich, mein Schatz. Ich freue mich auf zu Hause bei Dir!!
Sollte ich irgendjemanden vergessen haben, lade ich ihn ein, dies auf die Pinnwand zu posten. Es ist bestimmt nicht böse gemeint :-))
Nun hoffe ich, dass ab DOMANI auch für mich wieder die Sonne scheint!
Liebe Grüße von
Andreas

9.9.11 - Der Tag der Entscheidung

Inzwischen bin ich so etwas wie eine Dorfbekanntheit hier. Selbst die Wirtin der örtlichen Pizzeria von Nebenan sprach mich gestern Abend noch mich auf mein Motorrad an. Woher weiss die das? Das darauf folgende “Va bene?” beantworte ich wahrheitsgemäß mit “frustrato” (wozu der LANGENSCHEID doch alles gut ist).
Frühstück um 7.00 Uhr – schließlich will Nikolas um 8.00 Uhr mit mir zur Preisverleihung, wo ich erfahre, ob ich heute ein Bild ... man verzeihe mir die Anleihe bei der Mode-Heidi ... bzw. mein Moped zurückbekomme oder ob es auf einem Trailer nach Germania verschoben wird. Für mich bedeutete dies entweder eine endlose und frustrierende Fahrt mit dem Zug nach Hause oder ein Flug ab Milano (genauso frustrierend ... allerdings nicht ganz so endlos, falls der Flieger über eine funktionierende Zündspule verfügt).

Nikolas kommt pünktlich, allerdings mit seiner Tochter Daniela, die vorerst zur Arbeit gebracht wird. Wir fahren ca. 15 Minuten meiner geplanten Rückfahrroute ab (falls ich meinen Hobel jemals wiederkriege). Die Aufregung und meine Herz-Taktfrequenz steigen von Kilometer zu Kilometer. Immerhin erhalte ich zwischendurch wichtige Hinweise zur Route. Auf dem Rückweg nach Breno kehren wir kurz auf einen Cappuccino ein. Gleiches Spiel wie immer: Ich will bezahlen – Nikolas protestiert (und bezahlt).

Dann endlich auf nach Niardo zum BMW-Händler. Der Laden ist noch verschlossen und der Ladenbesitzer guckt heute etwas verschmitzt. Bekomme ich sie oder bekomme ich sie nicht? Die Antwort lautet: NOCH NICHT ... denn der Bote ist noch nicht durch. Aber heute wäre die Spule garantiert dabei! Noch kein DOMANI ... man soll sich auch mit Teilerfolgen zufrieden geben. Als der Speditionslaster auf den Hof kommt, steigt meine Spannung ins unermessliche. Ich möchte tragen helfen, reiße mich aber zusammen. Der BMW-Mensch macht das ganze recht spannend, was ein bisschen an gewisse RTL-Sendungen erinnert. Ich versuche bei so einer Show gelassen zu bleiben; klappt aber nicht. Endlich das erlösende “Si”. Juhuu, das Paket ist dabei!!! Breno adé !!!

Der Einbau in der Werkstatt läuft ruhig aber zügig. Ein letzter Versuch des BMW-Menschen, lustig zu sein: Das Teil würde nicht passen. Mein Blick lässt ihn augenblicklich gefrieren und dem ernsthaften Teil seines Business nachgehen. Dann die Verkleidung drangeschraubt, ein Klick auf den Starter und die Maschine springt nicht an. Logisch, mit dem eingelegten ersten Gang kann es nicht laufen. Wie sag ich es auf Italienisch bevor ich platze? - Er merkt es selbst und sie springt an. Puh !!

Jetzt kann ich endlich die Sachen packen. Derweil kümmert sich der Händler um die Rechnung. Na ja, wäre schön gewesen, es bereits in Deutschland gewusst und erledigt zu haben. Meine Laune bessert sich und ich beeile mich, die Maschine aus der Werkstatt auf den Hof zu fahren.

Neuer Schreck:
Auch jetzt läuft die Maschine wieder auf 3 Töpfen. Warum war sie denn dann fast 5 Tage in der Werkstatt? Der Schrauber beruhigt mich: Wenn ich seine Worte richtig interpretiere, wäre das normal und nach kurzer Zeit liefe die Maschine im Normalzustand. Ich glaube es und als ich in den Bergen den “Point of no Return” erreiche, ist auch der BMW-Schrauber sicher, mich nie wieder zu sehen. Es sollte sein Glückstag werden ...

Natürlich passt es überhaupt nicht ins Schema, dass alles in Ordnung wäre, aber was soll ich Euch sagen: Es ist auch nicht in Ordnung. Die Maschine stottert weiter vor sich hin. Nach einer landschaftlich sehr reizvollen Tour hole ich zuerst meine Klamotten aus dem Hotel am Gardasee und fahre dann nach Bozen weiter ... Hartwig treffen. Trotz aller Widrigkeiten schaffen wir zwei eine uhrzeittechnische Punktlandung, freuen wie die Schneekönige, uns wieder getroffen zu haben und tauschen ein paar kurze Informationen aus. Hartwig wird erneut enttäuscht, denn wir müssen wieder umplanen: Statt einer zünftigen Bergtour müssen wir mit meiner stotterigen BMW direkt und in gemäßigtem Tempo nach Garmisch.

Am Bozener Ortsausgang platzt mir der Kragen: Was soll jetzt noch schief gehen? Ich halte am Rand und zücke das Bordwerkzeug. Hartwig und ich versuchen ein letztes Mal die Rettung der Maschine und dieses Tages.
Nach kurzer Zeit die (Er-)Lösung: Dieser BMW-Trollo war doch tatsächlich zu schusselig, den Zündkerzenstecker gerade drauf zustecken. Jetzt läuft der Motor runder als jemals zuvor. Die Bergtour ist gerettet. Ein letztes Mal plant Hartwig um; diesmal mit einem glücklichen Lächeln von einem Ohr zum anderen. Von Bozen über den Pass zum Timmelsjoch und eins sei Euch gesagt, Ihr Italiener:
! ! ! T a k e y o u i n E i g h t ! ! !

Holla die Waldfee, was jetzt kommt, verstehen nur Motorradfahrer. 2400 cm² Hubraum, verteilt auf zwei Mopeds, bratzen durchs Gebirge. Auf dem Weg dahin ignoriere ich eventuelle vorhandene Hupverbotsschilder sehr nachhaltig. Was die Zuschauer denken, ist mir egal. Ich habe genug gelitten! Von 16.00 – bis in den Abend sieht man zwei mit Lichtgeschwindigkeit durch Italien fliegende Gestalten auf Ihren Maschinen dahinfliegen. Gebremst wird erst in Österreich, denn die brauchen Devisen (vor allem “deutsche Euros” und blitzen an jeder Ecke). Übermüde nach 11 Stunden auf dem Moped, aber überglücklich, fallen wir in unser Quartier, und dann zum “Griechen”. Als wir um 0.30 Uhr endlich einschlafen, haben Hartwig strubblige Ohren und ich eine gehörige Portion Wehmut abbekommen. Wie gerne hätte ich Breno mit einer funktionieren Tour getauscht.

Andererseits wären fast fünf Tage einer ganz neuen Erfahrung für immer verborgen geblieben; Italien, wie es wirklich ist. Diese bleiben mir genauso im Gedächtnis, wie die roten und verweinten Augen, mit denen mich mein lieber neuer Freund Nikolas aus Breno entließ.
Wir sehen uns wieder mein Freund!
DOMANI ...

Nur fürs Protokoll: Diese Geschichte gehört mir. Ihr dürft sie weitererzählen, aber die Rechte daran bleiben bei Andreas Oswald (heute und DOMANI)


Nachsatz:
Natürlich habe ich Kontakt zu meinem Händler und BMW-München gesucht. Mein Händler weist jedoch doch alle Verantwortung von sich, da die Zündspule kein Bestandteil der Inspektion sei.

BMW-München hat in mehrfachem aufwändig geführten Schriftwechsel in keiner Weise erkennen lassen, dass man sich ernsthaft mit meinen Beschwerden befasst hat. Die Antworten auf meine Fragen nach dem Ausbildungsstand von italienischen BMW-Schraubern und warum ein Ersatzteil von BMW-München die 450 km zur BMW-Werkstatt nach Niardo (Italien) vier Tage benötigt, habe ich nie erhalten. Stattdessen erhielt ich Marketingaussagen und ein BMW-Handtuch, in dem ich meine Wuttränen über die Arroganz der Beschwerdestelle abtrocknen konnte.
Für die Zusammenstellung der entsprechenden Textbausteine, die deutlich erkennen ließen, dass sich keiner so recht mit meinem Beschwerdebrief befassen wollte, hat BMW-München mindestens 8 Wochen benötigt. Unterschrieben wurden die nichtssagenden Antworten von zwei BMW-Mitarbeitern, die seit Jahren in diesem Bereich tätig sind und in BMW-Foren mehrfach für ihre Glanzleistungen rhetorisch abgestraft wurden. Ich gehe mal davon aus, dass dieser Bereich von BMW noch nicht zertifiziert wurde.

Freude am Fahren lautet der BMW-Slogan. Den haben mir diese beiden Gestalten aus dem BWM-Werk in München im letzten Jahr kräftig verhagelt.
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Thomas
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Re: Italienreise 9/2011 "Domani ist nur ein Tag (mehr) ..."

#2 Beitrag von Thomas »

Hallo Nachbar!
Des einen Leid, des anderen Freud:
Köstlich geschrieben. Ohne diese bittere Panne wäre mir dieser Genuss verwehrt geblieben.
Weiter so!
Rückwärts verstehen und vorwärts leben!
McWebb

Re: Italienreise 9/2011 "Domani ist nur ein Tag (mehr) ..."

#3 Beitrag von McWebb »

Hallo Sandmann,

auch wenn es Dir bestimmt keinen Spass gemacht hat. Das ist eine wunderbar geschriebene Geschichte. Vom mir bekommst Du dafür den Foren-Literatur-Preis.

Dass BMW sich nicht äussert, ist doch klar. Die Ersatzteile nach Italien kommen nur mit wenn noch Platz auf dem LKW ist. Priorität haben doch die Superbike-Teile für BMW Italia. Da geht's immerhin um Marketing und Prestige, bei einer Zündspule doch nur um einen doofen Kunden, der hat sein Bike doch schon bezahlt...
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Re: Italienreise 9/2011 "Domani ist nur ein Tag (mehr) ..."

#4 Beitrag von peco-achim »

Klasse, so lernt man Land und Leute kennen. :lol:
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shrotty
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Re: Italienreise 9/2011 "Domani ist nur ein Tag (mehr) ..."

#5 Beitrag von shrotty »

Ich habe es mit einem
weinenden und einem
lachenden Auge gelesen :!:
Toll geschrieben :!:
Danke :!:
Es grüßt Euch: shrotty
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uff
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Re: Italienreise 9/2011 "Domani ist nur ein Tag (mehr) ..."

#6 Beitrag von uff »

"Schreiben ist leicht.
Man muss nur
die falschen Wörter
weglassen." Mark Twain

Das hast Du gemacht. Ich habe mich köstlich amüsiert.
So sind sie halt - die Italiener, darum bin ich im September wieder dort.

Gruß

uff
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Sandmann36
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Re: Italienreise 9/2011 "Domani ist nur ein Tag (mehr) ..."

#7 Beitrag von Sandmann36 »

Vielen Dank ... die guten Seiten dieser Tour habe ich noch in Italien realisiert. Der Schock kam erst im Schriftwechsel mit BMW-München. Diese Gestalten würden man auf See KIELHOLEN. Ich muß mich arg zusammenreissen, keine Namen zu nennen.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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CDDIETER
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Re: Italienreise 9/2011 "Domani ist nur ein Tag (mehr) ..."

#8 Beitrag von CDDIETER »

Hallo,
Toller Beitrag!
Bei einer Panne im Ausland habe ich mit einem anderen "japanischen Anbieter" ähnlich Erfahrung gemacht. Das einzig positive bei dieser Panne war die Hilfe des ADAC ( Rückreise aus Kroatien mit Leihwagen und Abholung des Mopeds und Transport bis zum Vertragshändler in Deutschland).
Ich denke das bei einigen sogenannten "Markenanbietern" der Service nach dem Kauf aufhört, weil die das dann nicht mehr interessiert - kostet ja nur Geld! Kann aber für die Marke ein fürchterlicher Boomerang werden!!!!
Es gibt aber auch vorbildliche Markenartikler, die Ihren Service ernst nehmen und helfen - diese Produkte kauft man doch gerne wieder!
Nochmal ein Frage zum ADAC.
Gibt es dort besondere Aktivitäten und Vergünstigungen für Mopedfahrer?
Wer hat Erfahrung? Bin selbst seit ca. 40Jahren Plus Mitglied.

Gruß
CdDieter
Gruß aus den "Holländischen Bergen"

CdDieter
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Sandmann36
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Re: Italienreise 9/2011 "Domani ist nur ein Tag (mehr) ..."

#9 Beitrag von Sandmann36 »

Die HUK-Coburg hat mich sehr gut unterstützt. Im Versicherungspaket enthalten sind:

1) Abschleppen zur nächsten Vertragswerkstatt
2) Kostenübernahme für 3 Tage Hotelunterkunft
3) Falls dann das Moped nicht heil ist, trägt die HUK die Rückreise und den Transport des Mopeds nach Deutschland

Ich habe Gott sei Dank nur Option 1) + 2) benötigt, habe aber keinen Zweifel, daß 3) gut funktioniert hätte.

Das italienische Vertragsunternehmen, das den Schlepper organisiert, hat sich innerhalb von 120 min bei mir telefonisch gemeldet und der Abschleppwagen stand am Folgetag zur vereinbarten Zeit vor dem Hotel. :D
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