Verkehrssicherheitsreport Motorrad 2010

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Eifelzug
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Verkehrssicherheitsreport Motorrad 2010

#1 Beitrag von Eifelzug »

Hallo Leute,

die DEKRA hat den Verkehrssicherheitsreport Motorrad 2010 veröffentlich als PDF File
unter:

http://www.dekra.de/de/c/document_libra ... upId=10100

Auszug:

Es ist unbestritten, dass Motorradfahren einen hohen Spaßfaktor und Freizeitwert hat.
Tatsache ist aber auch, dass Motorradfahrer – statistisch gesehen – die Verkehrsteilnehmer mit dem höchsten Gefährdungspotenzial sind.

Doch was muss zur Verringerung der Unfall-Risiken getan werden?
Antworten und Lösungsansätze gibt der DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2010 zum Thema Motorrad.

Er wurde am 21. April 2010 in Berlin im Rahmen eines Parlamentarischen Abends der Öffentlichkeit vorgestellt.


Anhand von Statistiken und Auswertungen von Daten aus Deutschland und ausgewählten europäischen Ländern zeigt der Verkehrssicherheitsreport 2010 auf, in welchen Bereichen das größte Optimierungspotenzial zur Erhöhung der Verkehrssicherheit für Motorradfahrer liegt. ABS und Airbag sind in diesem Zusammenhang als Stichworte ebenso zu nennen wie zum Beispiel Schutzkleidung und Helm, Sichtbarkeit, Straßeninfrastruktur sowie optimierte Schutzplankensysteme, Fahrausbildung und freiwillige Sicherheitstrainings sowie die periodische technische Untersuchung von Motorrädern.

Die jüngste Ausgabe der CARE-Datenbank spricht eine deutliche Sprache: In Deutschland verringerte sich zwischen dem Jahr 2001 und dem Jahr 2008 die Zahl der getöteten Motorradfahrer von 964 auf 656 um rund 32 Prozent. Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der getöteten Benutzer von Pkw um etwas mehr als 41 Prozent von 4.023 auf 2.368.
In den Ländern der EU-24 waren im Jahr 2008 5.120 tödlich verunglückte Motorradfahrer zu beklagen.

Bezogen auf die insgesamt 37.234 Verkehrstoten in diesen 24 Staaten entspricht das einem Anteil von rund 14 Prozent. Wenn man bedenkt, dass motorisierte Zweiräder laut CARE insgesamt nur einen Anteil von zwei Prozent an allen Verkehrsteilnehmern ausmachen (Erhebung für das Jahr 2006), sind die genannten 14 Prozent ein sehr hoher Anteil.
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Eifelzug
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Re: Verkehrssicherheitsreport Motorrad 2010

#2 Beitrag von Eifelzug »

Inhaltsverzeichnis vom Bericht:

Editorial 3
Mehr Partnerschaft ist notwendig
Dipl.-Ing. Clemens Klinke, Mitglied des Vorstands der DEKRA AG, Leiter der Business Unit
DEKRA Automotive sowie Vorsitzender der Geschäfts führung DEKRA Automobil GmbH.

Einleitung 6
Hoher Spaßfaktor – aber auch hohes Risiko
Motorradfahren war schon immer faszinierend. Keine andere Art der motorisierten Fortbewegung
vermittelt dem Fahrer ein vergleichbares Gefühl von Dynamik, Agilität und Freiheit. Von Anfang
an wurde die besondere Faszination des Motorradfahrens aber auch von einem erhöhten Risiko
schwerer Unfälle begleitet. Dazu kommt, dass Motorräder – trotz aller positiven Entwicklungen
insbesondere in den letzten Jahren – systembedingt nicht die gleiche aktive und passive Sicherheit
bieten können wie Pkw.

Unfall geschehen und Fahrzeugmängel 12
Unverändert hohes Unfallrisiko
Auf den Straßen der EU waren gemäß der neuesten CARE-Datenbank (EU 24) im Jahr 2008
über 5.100 tödlich verunglückte Motorradfahrer zu beklagen. Neben Fehlern der beteiligten
Fahrer sind auch die Fahrbahn, Wettereinfl üsse und technische Mängel am Motorrad nicht zu
unterschätzende Risikofaktoren.

Faktor Mensch 30
Der Mensch: ein Risikofaktor im Straßenverkehr
Nicht angepasste Geschwindigkeit, zu geringer Sicherheitsabstand, Missachtung der Vorfahrt,
Fehler beim Überholen und beim Abbiegen, Fahren unter Alkoholeinfl uss: Wie Pkw- und Lkw-
Unfälle sind auch Motorradunfälle häufi g auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen.

Fahrzeug sicherheit 36
Aktive und passive Sicherheit erhöhen
Optimierungspotenziale zur Erhöhung der Verkehrssicherheit von Motorradfahrern gibt es eine
ganze Menge: ob beim Motorrad, in Sachen Schutzbekleidung oder bei der Straßeninfrastruktur
und nicht zuletzt bei den Verkehrsteilnehmern selbst.

Fazit 54
Europaweit sind weitere Anstrengungen notwendig
ABS und Airbag, Schutzkleidung und Helm, Sichtbarkeit, Straßeninfrastruktur und Straßenbau,
Fahrausbildung und Sicherheitstrainings oder periodische technische Untersuchung: Die Zahl
der getöteten Motorradfahrer lässt sich mit vielen Maßnahmen senken.
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Tramper
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Re: Verkehrssicherheitsreport Motorrad 2010

#3 Beitrag von Tramper »

Zu diesem Thema hat die Schweizerische Eidgenossenschaft ebenfalls einige Statistiken veröffentlich.

Weiterhin steigende Opferzahl unter den Motorradlenkenden
Die Sicherheit der meisten Verkehrsteilnehmenden hat sich seit 2000 verbessert. Die Zahl der schwer Verunfallten (Tote und Schwerverletzte) sank kontinuierlich. Dies gilt allerdings nicht für die Motorradlenkenden. Mit Ausnahme des Jahres 2005 ist die Zahl der getöteten oder schwer verletzten Motorradlenkenden in den letzten Jahren laufend gestiegen. Die Zunahme zwischen 2000 und 2007 betrug insgesamt 26 Prozent. Mit 8 Prozent fiel der Anstieg im Jahr 2007 zudem besonders hoch aus.


Interessante Zahlen über die Strassenverkehrsdelinquenz in der Schweiz:

Das Bundesamt für Statistik befragt jährlich Motorfahrzeuglenker zu ihrem Verhalten im Strassenverkehr (Selbstauskunft)

Übertreten der Höchstgeschwindigkeit
Total 88%
auf der Autobahn 75%
ausserorts 68%
innerorts 41%

Missbilligung von riskantem Fahrverhalten
Übertreten der Höchstgeschwindigkeit 51%

Furcht vor einem selbstverursachten Unfall, bedingt durch
Geschwindigkeitsübertretung 25%

51% der befragten Lenker missbilligen das Übertreten der Geschwindigkeit, aber 88% der Befragten geben an, dass sie die Höchstgeschwindigkeiten selbst übertreten.


Das BFS hält noch weitere interessante Zahlen bereit, so zum Beispiel zu den polizeilichen Kontrollen im speziellen zu den Radarkontrollen

Den Polizeibehörden zur Verfügung stehende Geschwindigkeitsmesssysteme
340 mobile Messsysteme
410 stationäre Starenkästen, davon
251 nur für Geschwindigkeitskontrollen
159 für Geschwindigkeitskontrollen und Rotlichtüberwachung


Geschwindigkeitsübertretungsrate, nach Messsystem
mobile Messsysteme mit Anhalteposten 6,7%
mobile Messsysteme ohne Anhalteposten 6,8%
stationäre Starenkästen 0,3%


Anteil schwerer Geschwindigkeitsübertretung am Total der Geschwindigkeitsübertretungen, nach Messsystem
mobile Messsysteme mit Anhalteposten 6,6%
mobile Messsysteme ohne Anhalteposten 6,0%
stationäre Starenkästen 5,3%

Es ist also ein Ammenmärchen, dass die Schweizer Polizei der Abzocke wegen die mobilen Radarkonrollen besonders gut tarnt.


Verzeigungen infolge hoher Geschwindigkeitsübertretung, nach Kontrollort und Messsystem Führerscheinentzug mind. 1 Monat und das Bussgeld wird nach dem Jahreseinkommen berechnet

Innerorts mobile Radarkontrollen 51'941
Innerorts stationäre Starenkästen 45'128

Ausserorts mobile Radarkontrollen 7'960
Ausserorts stationäre Starenkasten 7'191

Autobahn mobile Radarkontrollen 9'657
Autobahn stationäre Starenkasten 28'723

Grüessli Tramper
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Jörg54
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Re: Verkehrssicherheitsreport Motorrad 2010

#4 Beitrag von Jörg54 »

Hallo an alle,

es kann schon mal vorkommen, daß ich (natürlich nicht gewollt) die Geschwindigkeit überschreite, insbesondere auf der leeren Autobahn oder Landstraße ganz früh oder spät nachts.

Wie schützt mich aber das strikte Einhalten von 120 auf der Autobahn davor, daß mir jemand in der Stadt in die Seite fährt oder mich von der Straße abdrängt?

Sind denn die Motorradfahrer durch ihre bloße Existenz auf der Straße die Verursacher ihrer eigenen Unfälle?


Gruß Jörg
Wenn Gott gewollt hätte, daß wir laufen
hätte er die Motorräder nicht nachgereicht
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Eifelzug
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Re: Verkehrssicherheitsreport Motorrad 2010

#5 Beitrag von Eifelzug »

Obacht geben = länger Leben!
In den Nachrichten hören wir in Regel nur von den spektakulären Unfällen, wo ein Motorradfahrer drin verwickelt ist. Daher gewinnt man den Eindruck, dass dieses Unfallszenario das häufigste ist. Die meisten Unfälle verlaufen allerdings und Gott sei es gedankt glimpflich ab und tauchen daher oft nicht in den Medien auf bzw. werden nicht erfasst in der Statistik. So genannte Hochgeschwindigkeitsunfälle sind auch selten und enden meist verehrend für alle Beteiligten. Die Masse an Verkehrsunfällen passiert in Ortschaften durch Vorfahrtsvergehen und mangelnde Aufmerksamkeit aller Verkehrsteilnehmer. Man muss immer für alle mitdenken und sehr vorausschauend Fahren, dann stehen die Chancen sehr gut einem vermeintlichen Unfall aus dem Weg zu gehen. Ich glaube, eine defensive Fahrweise und eine gewisse Gelassenheit helfen da. In den Fahrsicherheitstrainings wird zu wenig oder gar nicht auf die Verkehrs-Psychologie eingegangen. Die richtig schnellen Jungs und beinharten Racer auf Rennstrecke sind meist die gelasseneren Verkehrsteilnehmer im öffentlichen Straßenverkehr und haben keine Probleme damit jemanden vermeintlich schnelleren mal ziehen zu lassen.

Grüße
Paul
Zuletzt geändert von Michael (GF) am 30. Mai 2010, 20:54, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Fullquote entsorgt
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Re: Verkehrssicherheitsreport Motorrad 2010

#6 Beitrag von Tramper »

Jörg54 hat geschrieben:Sind denn die Motorradfahrer durch ihre bloße Existenz auf der Straße die Verursacher ihrer eigenen Unfälle?
Ich glaube die Frage kannst du dir selbst beantworten. Wer hat sich nicht schon mal verschätzt, ist eine Kurve falsch angefahren und deshalb in eine ungemütliche Situation gekommen?

Es ist tatsächlich so, dass nur ganz wenige Motorradunfälle in den Medien eine Erwähnung finden (im Schnitt müssten sonst über 234 Unfallmeldungen pro Tag publiziert werden!) und nur etwas über 40% von der Polizei aufgenommen werden. Denn wer meldet freiwillig seinen eigenen Unfall der Polizei wenn er auf dem berühmten Ölfleck stürzte oder in der Kurve von der Strasse abgekommen ist?

Ich hatte vor 3 Wochen einen tragischen Fall nachts auf einem Disco Parkplatz. Ein modisch gekleideter junger Mann ist beim Verlassen des Lokals tödlich zusammen gebrochen. Die Obduktion ergab eine angerissene Milz das zum tödlichen Blurverlust führte. Erst als die Strassenwärter vier Tage später in einem Waldstück sein Motorrad im Strassengraben fanden, wusste die Polizei von wo die tödlichen Verletzungen herrührten.
Jörg54 hat geschrieben:Wie schützt mich aber das strikte Einhalten von 120 auf der Autobahn davor, daß mir jemand in der Stadt in die Seite fährt oder mich von der Straße abdrängt?
Generell hilft dir eine tiefere an der Verkehrssituation angepasste Geschwindigkeit die Gefahrensituation früher zu erkennen und verschafft dir mehr Zeit und Boden akkurat darauf zu reagieren. Denn die häufigste Unfallursache (>60%) ist die unangepasste Geschwindigkeit.

Grüessli Tramper
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